Bewerbungsgespräch führen – als Bewerber

Der erste Schritt ist geschafft, Sie wurden zu einem Vorstellungsgespräch eingeladen. Nun müssen Sie in Interview Ihre Kompetenz beweisen und vom ersten Augenblick an überzeugen.

Eine gute Vorbereitung lohnt sich


Informieren Sie sich über Ihren neuen potentiellen Arbeitgeber. Lesen Sie die Website, googeln Sie den Unternehmernamen (vielleicht erfahren Sie etwas über seine Hobbies, hat er in der Presse neue Produkte vorgestellt?) Gibt es die Möglichkeit, dass Sie einfach mal als „Kunde“ vorbeischauen können z. B. in firmeneigenen Verkaufsräumen, bei Produktpräsentationen, Ausstellungen, Messeauftritten?
Informieren Sie sich über neue Trends in der Branche, sollen neue Produkte entwickelt werden, plant der Unternehmer eine Zweigstelle?
Überlegen Sie sich Fragen zu diesen Themen, aber auch Antworten. Vielleicht werden Sie gefragt, ob Sie bereit sind auf Messen mitzugehen, können Sie mit Ihrer Erfahrung bei der Produktentwicklung helfen?
Sicher müssen Sie Fragen zu Ihrem Lebenslauf beantworten, etwas über sich erzählen und beantworten, warum Sie sich gerade für diese Stelle und/oder für dieses Unternehmen entschieden haben. Spielen Sie verschiedene Situationen durch, damit Sie souverän reagieren können. Wichtig ist, dass Sie sich auf verschiedene Fragen vorbereiten. Haben Sie Lücken im Lebenslauf, dann erklären Sie diese. Studieren Sie aber keine Antworten ein, das wirkt aufgesetzt.
Überlegen Sie sich als nächstes gut, was Sie anziehen werden. Zu einem Vorstellungsgespräch bei einer Bank ist Anzug mit Krawatte beim Herrn, bei der Dame Kostüm bzw. Hosenanzug Pflicht. Gedeckte Farben, nichts Auffälliges.
Anders ist das bei einem jungen Design- bzw. Internetunternehmen, hier würde ein dunkler Anzug vielleicht sogar negativ gewertet werden. Wenn Sie sich in einem Modeunternehmen vorstellen, dann schauen Sie sich die aktuelle Kollektion vorher an, damit Sie den Geschmack des Unternehmers treffen.


Wichtig ist, dass Sie sich in der gewählten Kleidung wohl fühlen, sonst wirken Sie steif, oder Sie rutschen dauernd auf dem Stuhl hin und her weil der Pullover im Nacken kratzt. Aber bitte keine Flip-Flops, Tennissocken zu dunkler Hose oder dreckige, zerrissene Jeans, auch wenn das Ihre Lieblingskleidung ist.
Stellen sich Damen bei einem Nageldesigner vor, sollten sie selbstverständlich gepflegte und auffallend lackierte Nägel haben, als Metzgereiverkäuferin oder bei einer Stelle in der Gastronomie werden lackierte Fingernägel nicht gerne gesehen.
Piercings und fünffarbige Haarsträhnen sind in einem Friseurgeschäft angesagt, bei einem Vorstellungsgespräch in einer Bank, einer Versicherung oder einer Consulting sollten Sie lieber nicht zu sehr auffallen.
Vermeiden Sie als Frau zu dickes Make-up, aufdringliches Parfum, zu kurze Röcke, weitausgeschnittene Blusen, wenn Sie sich nicht gerade in einer Bar bewerben.Lange ungepflegte Haare bei Männern, auffallender Körpergeruch und zerknitterte bzw. fleckige Kleidung sind ebenfalls zu vermeiden.


Stellen Sie sich auf den Umgangston ein der in den verschiedenen Unternehmen herrschen wird. Als Chefsekretärin wird von Ihnen eine andere Wortwahl erwartet, als die einer Werbetexterin, Angestellte eines Internetunternehmens kommunizieren anders als Mitarbeiter einer Bank.
Schauen Sie im Stadtplan genau nach wie Sie am besten zu dem Unternehmen kommen, planen Sie für die Wegstrecke genug Zeit ein, kommen Sie auf keinen Fall zu spät!
Es wirkt professionell, wenn Sie Ihre Bewerbungsunterlagen noch einmal mitbringen.


Packen Sie alle Ihre Unterlagen ein, die Sie benötigen, das Einladungsschreiben, Ihre Bewerbungsunterlagen, ein ausgefüllter Personalbogen, Referenzen, ein Block und Kugelschreiber um sich Notizen zu machen zu können aber auch etwas zu trinken, Pfefferminzbonbons und etwas zu lesen. Vielleicht müssen Sie warten, dann sieht es entspannter aus, wenn Sie in einem Buch oder einer Zeitschrift blättern, statt nervös auf den Lippen kauen und wie ein Häufchen Elend auf Ihrem Stuhl kauern.
Der eigentliche Ablauf des Gesprächs beginnt immer mit der Begrüßung. Seien Sie freundlich und offen, lächeln Sie und bedanken Sie sich für die Einladung. Erzählen Sie nicht, wie schwer der Weg zu finden war, oder dass Sie Stress hatten, weil Sie keinen Parkplatz finden konnten. Sollte man Ihnen ein Getränk anbieten, bleiben Sie bei Kaffee oder Wasser, auf keinen Fall sollten Sie einen ausgefallenen Wunsch äußern oder nach einem alkoholischen Getränk fragen!
Es bleibt dem Gastgeber überlassen das Gespräch zu eröffnen. Er wird sicher erst einmal etwas über das Unternehmen und die ausgeschriebene Stelle erzählen. Hören Sie interessiert zu, Sie können gerne ab und zu eine Zwischenfrage stellen, aber übertreiben Sie das nicht. Wenn Ihr Gegenüber Ihnen Informationen über das Unternehmen gegeben hat, über Ihren zukünftigen Arbeitsplatz, über betriebliche Ziele über Strategien, Dann haken Sie hier nach. Nun kommen Ihre Fragen, die Sie sich vorher überlegt haben, zu Ihren Entwicklungsmöglichkeiten (aber fragen Sie hier nicht nach dem Gehalt und dem Urlaubsgeld), zu zukünftigen Projekten und Ihrer Rolle bei den verschiedenen Aufgaben usw.
 Sie werden Ihren Werdegang kurz darstellen müssen. Ihr Gegenüber kennt Ihren Lebenslauf, Sie müssen also nicht zu ausführlich werden, schwafeln Sie nicht, erklären Sie von selbst die Lücken, stellen Sie die Stationen heraus, die zu dem neuen Unternehmen passen, verlieren Sie sich nicht in Details. Üben Sie das vorher, ebenfalls Ihre Sitzposition, achten Sie auf Ihre Körperspannung, lümmeln Sie sich nicht in den Sessel, sitzen Sie auch als Mann nicht breitbeinig da, fummeln Sie nicht andauern an Ihrer Brille, wirken Sie ruhig und abgeklärt.


Übertreiben Sie nicht, besonders für höher qualifizierte Stellenangebote werden über die Bewerber vorher Auskünfte eingeholt (bei früheren Arbeitgebern, Lehrern, Dozenten).
 
Wenn Sie nach Ihrem Verhältnis zu Ihren ehemaligen Arbeitgebern bzw. Kollegen gefragt werden, dann sagen Sie auf keinen Fall etwas Schlechtes. In Ihrer letzten Firma konnten Sie sich nicht weiterentwickeln, es gab keine Aufstiegsmöglichkeiten, das sind gute Gründe für eine Veränderung. Nennen Sie auch Vorteile (gutes Betriebsklima, Aus- und Weiterbildung usw.)
Es gab eine Zeit, da kam immer die Standardfrage nach den Stärken und Schwächen. Die wird auch heute noch gern gestellt, hinzu kommt immer mehr die Frage nach der Freizeitgestaltung und der beruflichen Ziele.
Überlegen Sie sich hier auch eine Antwort, die muss aber je nach Unternehmen verschieden sein. Bei einer Bank geht noch folgende Formulierung: „Meine Stärke ist mein Einsatz und mein Engagement für meine neue Aufgabe, meine Schwäche, dass ich von meinen Mitarbeitern eine ähnliche hohe Motivation erwarte.“ Bei einem Webdesigner geht so etwas gar nicht, viel zu altmodisch, zu abgedroschen. Hier sollten Sie Ihre Schwächen nennen, aber nicht zu sehr betonen und natürlich Ihre Stärken herausstellen. Hier würde es auch negativ ausgelegt werden, wenn Sie Ihre Schwäche so formulieren, dass Sie als Stärke ausgelegt wird z. B.“ Ich will immer alles perfekt und 100%ig erledigen.“ Es sollte nicht einstudiert wirken, deshalb formulieren Sie kurz und bündig. „Ich bin manchmal etwas unordentlich, aber bekannt dafür pünktlich zu sein.“
Sie werden sicher gefragt werden, wo Sie sich in fünf Jahren sehen werden. Verbinden Sie Ihre Ziele mit der Unternehmensstrategie, zeigen Sie, dass sich Ihre Perspektiven mit denen des Unternehmens decken, argumentieren Sie ruhig langfristig.“
Überlegen Sie sich Hobbies. Aber bereiten Sie sich darauf vor, als Wanderer sollten Sie sich mit den Wanderwegen in Ihrer Umgebung auskennen, als Fußballspieler gelten Sie als Teamplayer, als Kampfsportler oder Marathonläufer können Sie sich durchsetzen und zeigen Ausdauer, als Extremsportler Mut und Einsatz usw. usw. Rechnen Sie aber immer mit Fragen zu der angegebenen Sportart, Sie sollten sich also auskennen und übertreiben Sie nicht mit Ihren Aktivitäten, die ja auch ein hohes Verletzungsrisiko haben können.
Ebenso sollten Sie ein Lieblingsbuch haben und natürlich auch den Inhalt kennen, outen Sie sich als Opernfreund oder Musikliebhaber, sollten Sie auch hier damit rechnen, dass Sie zu diesen Themen Fragen gestellt bekommen.
Werden Sie nach Erfolgen bzw. Misserfolgen gefragt, dann formulieren Sie Erfolge, die mit dem zukünftigen Unternehmen bzw. dessen Zielen zu tun haben, Misserfolge hatten Sie auch, selbstverständlich, aber daraus haben Sie immer gelernt und sind sicher, dass Sie Ähnliches in Zukunft vermeiden können.
Zeigen Sie hier, warum Sie der/die Richtige für die ausgeschriebene Stelle sind. Dass Sie wissen, dass gerade diese Position Sie in Ihrer beruflichen Entwicklung weiterbringt, dass Sie sich sicher sind, dass Sie genau diesen Aufgaben gewachsen sind.

Folgende Fragen sind unzulässig:
– Mitgliedschaft in Vereinen und Verbänden, Gewerkschaft, Parteizugehörigkeit,                                                                          Ehrenämter
– Hochzeitstermin, Kinderwunsch, Schwangerschaft
– Austritts- bzw. Kündigungsgründe bei früheren Arbeitgebern
– Religionszugehörigkeit
– Vorstrafen
– Vermögenssituation
 
Wenn Sie nach Ihren Gehaltsvorstellungen gefragt werden, pokern Sie nicht zu hoch, lassen Sie sich auf Kompromisse ein, Erhöhung nach der Probezeit, Provisionszahlung, Prämie beim Erreichen bestimmter Ziele, Kinderbetreuungskosten, Benzingutscheine usw.


Manchmal sind die Interviewer daran interessiert, dass Sie reden, manchmal sitzt Ihnen aber auch jemand gegenüber, der ein Bewerbungsgespräch einseitig führt und Sie kaum zu Wort kommen. Dann lassen Sie ihn reden, zeigen Sie Interesse, nicken Sie zustimmend mit dem Kopf, lächeln Sie über seine Pointen, unterbrechen sie ihn nicht.


Glänzen Sie, indem Sie das Interview professionell beenden. Danken Sie für das interessante Gespräch, fragen Sie nach, bis wann Sie mit einer Antwort rechnen können. Wenn Sie zum Ausgang begleitet werden, bleiben Sie weiterhin souverän, führen Sie einen kleinen Small Talk, mit dem Sie Ihre soziale Kompetenz beweisen und hinterlassen Sie auch hier einen guten Eindruck.